Als ich mich vor drei Jahren selbstständig gemacht habe, habe ich anfangs einiges falsch gemacht. Ich habe mich unter meinem Wert verkauft und für viel zu wenig Geld gearbeitet. Ich habe mich bei Projekten mit Pauschalpreis verkalkuliert und schlussendlich bei einem Projekt mal für läppische 4,60 Euro pro Stunde geschuftet. Und ich habe hier und da mal falsche Prioritäten gesetzt. Und das ist auch okay.
Ich kenne keinen Freelancer, der sagen könnte: „Ich habe von Anfang an alles richtig gemacht.“ Für mich waren das alles sehr hilfreiche Erfahrungen, die ich nicht missen möchte. Denn diese Learnings haben mir letztendlich gezeigt, wie es richtig geht. Heute weiß ich genau, was ich tun muss, um als Freelancer erfolgreich zu sein.
Um dir diese Fehler und einigen Frust zu ersparen, zeige ich dir in diesem Beitrag fünf typische Anfängerfehler als Freelancer und gebe dir Tipps, wie du sie vermeidest. Mit diesem Wissen wirst du einen leichteren Start als Freelancer haben und kannst dir ein wenig Lehrgeld sparen.
1. Anfängerfehler als Freelancer: Du nutzt Job-Plattformen.
Die meisten Freelancer denken, dass Job-Plattformen wie z. B. upwork.com das Nonplusultra sind und du nur darüber Kunden findest. Das ist, mit Verlaub, absoluter Blödsinn. Klar, am Anfang können diese Portale hilfreich sein, um erste Referenzen zu sammeln und sich auszuprobieren. Aber auf Dauer macht es keinen Sinn, dort nach gut zahlenden Kunden zu suchen. Das große Problem an diesen Portalen ist nämlich, dass die Auftraggeber, die sich dort tummeln, alles extra günstig wollen, deine Arbeit nicht wertschätzen und dich teilweise auch dementsprechend behandeln. Es gibt schließlich immer irgendjemanden, der es für weniger Geld macht. Eine Bezahlung von zehn Euro pro Stunde oder sogar weniger ist hier nicht unüblich und das ist, wie du dir denken kannst, ein absoluter Hungerlohn.
Es gibt weitaus bessere Möglichkeiten, um Kunden zu finden. Eine davon ist dein Netzwerk. Alleine schon offen zu kommunizieren und die Leute in deinem Umfeld wissen zu lassen, dass du jetzt als Freelancer arbeitest, kann dir viel besser zahlende und langfristige Kunden bringen. Das ist aber nur einer von vielen Wegen zu netten Auftraggebern.
2. Anfängerfehler als Freelancer: Du verkaufst dich unter deinem Wert.
Gerade am Anfang, wenn du noch nicht viel Erfahrung hast, wird es dir schwer fallen, einen angemessenen Stundensatz zu verlangen. Selbstzweifel, Unwissen und Unsicherheit machen dir einen Strich durch die Rechnung. Du denkst vielleicht, deine Arbeit sei gar nicht so viel wert oder du willst nicht dreist wirken. Aber auch das ist Blödsinn. Mach dir bewusst, was du deinem Kunden für einen Mehrwert lieferst und lass dich angemessen bezahlen. Du kannst schließlich auch nicht nur von Luft und Liebe leben.
Ein typischer Anfängerfehler, den frischgebackene Freelancer oft begehen, ist ihr Einkommen mit dem eines Angestellten zu vergleichen. Diese Rechnung hinkt allerdings gewaltig, denn gerade als Freelancer musst du einen ordentlichen Stundensatz verlangen, da du z. B. deine Sozialversicherungsbeiträge selbst zahlst. Außerdem brauchst du einen Puffer für Zeiten mit schlechter Auftragslage, für Krankheitstage und noch einige weitere Dinge. Das heißt, du kannst nicht einfach dein Angestelltengehalt auf Tagessätze herunterrechnen und das als Honorar verlangen. Es ist viel komplexer.
Bei der Kalkulation spielt vor allem das richtige Mindset eine große Rolle: Du musst lernen, wie ein Unternehmer zu denken, denn auch, wenn du denkst, dass du ja “nur” Freelancer bist, hast du eigentlich dein eigenes kleines Unternehmen zu führen. Anfangs ist es gar nicht so einfach, einen realistischen Stundensatz zu berechnen – und zwar im Idealfall einen, mit dem du nicht nur in Ländern mit niedrigen Lebenshaltungskosten gut leben kannst.
Wichtig ist auch, dass du nicht nur miteinberechnest, wie viel Geld du zum Leben brauchst, sondern auch, wie viele Stunden du realistisch gesehen pro Monat für deine Kunden arbeiten kannst. Zu deinem neuen Dasein als Freelancer zählen nämlich auch Aufgaben wie Buchhaltung und Akquise, die Zeit in Anspruch nehmen, aber nicht direkt vom Kunden bezahlt werden. Natürlich kannst du, wenn du dich damit wohler fühlst, zu Beginn deiner Selbstständigkeit erstmal niedrigere Sätze nehmen und dich langsam steigern. Das Gute am Freelancen ist ja auch, dass du dein Honorar bei jedem neuen Kunden anpassen und schlecht zahlende Kunden nach einer Weile aussortieren kannst.
3. Anfängerfehler als Freelancer: Du priorisierst deine Aufgaben falsch.
Du bastelst seit Wochen an deiner Website und fragst dich, warum kein Geld auf dein Konto fließt? Kein Wunder, oder? Überlege dir, was am Anfang wirklich wichtig ist und wodurch du erste zahlende Kunden findest. Wenn du zwar eine perfekte Website hast, sie aber keiner entdeckt, hilft dir das nicht viel auf dem Weg, ein erfolgreicher Freelancer zu werden.
Kümmere dich am Anfang erstmal um die Dinge, die dich voranbringen. Anstatt stundenlang an deiner Website zu sitzen, solltest du lieber Akquise betreiben und dein Netzwerk vergrößern, um möglichst bald einen ersten Auftrag an Land zu ziehen. Zum eigenen Webauftritt als Freelancer gibt es gerade am Anfang ein paar Möglichkeiten, die genauso effektiv wie eine Website sind, aber wesentlich weniger Zeit in Anspruch nehmen.
Bastle dir zum Beispiel eine simple Leistungsübersicht, die du an Interessenten per E-Mail verschicken kannst. Das Ganze nimmt vielleicht einen Nachmittag deiner Zeit in Anspruch. Anschließend hast du etwas für potentielle Kunden in der Hand, so dass du ihnen alle wichtigen Infos auf einen Blick zusenden kannst und sie sich einen ersten Eindruck von dir und deiner Arbeit machen können.
4. Anfängerfehler als Freelancer: Du verzettelst dich.
Ein typischer Anfängerfehler als Freelancer ist es auch, sich zu verzetteln. Auf einmal musst du dich um jeden Bereich deines kleinen Unternehmens selbst kümmern – auch um die vielleicht ungeliebten organisatorischen und bürokratischen Dinge. Du musst jede Rechnung selbst stellen, jeden Auftrag und jede Deadline auf dem Schirm haben. Es gibt keine Buchhaltung mehr, die sich um den Papierkram kümmert und niemanden, der dich an deine To-Dos erinnert. Wenn du eine Rechnung nicht stellst, wird der Kunde dir nichts bezahlen. Wenn du einen Auftrag vergisst, bist du vermutlich deinen Kunden los.
Darum kann ich dir nur wärmstens empfehlen, von Anfang an sehr strukturiert zu arbeiten. Überlege dir ein System, das gut für dich funktioniert und benutze Tools, die dir die Arbeit erleichtern. So geht nichts unter und du hast die volle Kontrolle über dein Business. Tools zur Arbeitsorganisation, die ich verwende, sind unter anderem: Evernote, Toggl und Slack.
5. Anfängerfehler als Freelancer: Du fängst nicht an, weil du noch nicht bereit bist.
Start before you’re ready! Bestimmt hast du den Spruch schon mal gehört, oder? Gerade heutzutage, wo Start-ups wie Pilze aus dem Boden schießen, wird dieses Motto immer beliebter. Und es ist definitiv was dran! Du denkst, du müsstest erst noch zwölf Weiterbildungen besuchen, um dich als Freelancer selbstständig machen zu können? Du hast das Gefühl, noch nicht bereit zu sein und erst noch lernen zu müssen, wie man X, Y und Z macht? Da liegst du falsch!
Das Gefühl, nicht bereit zu sein, wird niemals weggehen. Wenn du wartest, bis du dich bereit fühlst, wartest du, bis es zu spät ist. Irgendwann musst du springen. Wir haben immer das Gefühl, noch nicht gut genug zu sein, noch nicht genug zu wissen und uns erst perfekt vorbereiten zu müssen. Wenn du jedoch einfach startest, wirst du feststellen, dass du dich auf manche Aufgaben gar nicht vorbereiten kannst und loslegen musst, um in sie hineinzuwachsen – learning by doing sozusagen.
Wie du siehst gibt es einige Dinge, die du falsch machen kannst, wenn du Freelancer werden möchtest. Manche kannst du als typische Anfängerfehler verbuchen, aus denen du lernst, andere sind vielleicht schwerwiegender und bedeuten das Aus deiner Selbstständigkeit. Auch ich war vor dem ein oder anderen Fehltritt nicht gefeit. Dabei ist es eigentlich gar nicht so schwer, wenn du ein paar Dinge beachtest und weißt, worin die Hürden liegen. Du musst nicht jeden Anfängerfehler als Freelancer selbst machen, um herauszufinden, wie es besser geht.
Hättest du gerne weitere hilfreiche Tipps und Tricks, wie du dich von Anfang an erfolgreich selbstständig machst? In meinem Mentoring-Programm gehen wir jeden einzelnen Schritt auf dem Weg in die Selbstständigkeit als Freelancer durch: angefangen beim Finden einer für dich geeigneten Dienstleistung, über Steuer- und Versicherungsthemen, bis hin zur Abrechnung und Kalkulation angemessener Stundensätze und Pauschalpreise sowie natürlich deiner Arbeitsorganisation im Alltag als Freelancer. Ich zeige dir Step by Step, wie auch du Freelancer werden kannst. Wenn du nähere Informationen dazu möchtest, schau mal hier vorbei.
Hmm… Ein besonderer Anfängerfehler mag noch die Firmengründung sein. Was sind die langfristigen Ziele?
Um mich unterwegs im Ausland vor Haftung, Steuer und Bürokratie zu schützen habe ich zuerst eine Firma auf den Seychellen gegründet. Das war eher suboptimal, da die schlechte Reputation dieser “Steueroase” Geschäfte verhindert hat und mir diesbezüglich Partnerschaften explizit abgesagt wurden!
Das Problem habe ich mit der Kanada LLP nicht mehr, doch ich hätte dies (und ein paar andere Dinge) gerne schon vorher gewusst.
Hallo Chris,
ich glaube um ehrlich zu sein, dass das Thema Unternehmensgründung im Ausland für einen angehenden Freelancer, der i. d. R. sowieso noch einen Wohnsitz in Deutschland hat, erstmal nicht so wichtig ist.
Die meisten der Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, starten ihre Selbstständigkeit als Freelancer nebenberuflich. Von einer Auswanderung ins Ausland sind wir an dieser Stelle weit entfernt, da man erstmal schauen sollte, dass man sich überhaupt ein funktionierendes Business aufbaut. Steueroptimierungen können dann irgendwann später vorgenommen werden, wenn alles läuft und man sich dazu entscheidet, dass man Deutschland verlassen möchte.
Trotzdem danke für den Hinweis an dieser Stelle. Ich möchte nur nicht, dass meine Freelance-Anfänger noch verwirrter sind und noch mehr Hürden haben, um die sie sich kümmern müssen. Den meisten fällt der Schritt in die Selbstständigkeit schwer genug. Da müssen wir nicht unnötig noch mehr Komplexität reinbringen, als eh schon da ist. 😉
Liebe Grüße,
Nadine